Fokus Hopfen – Sortenvielfalt

Fokus Hopfen – Sortenvielfalt

Lange war der Hopfen vor allem eines: bitter. Doch mit der Craftbier-Bewegung kam ein radikaler Perspektivwechsel – und plötzlich wurde das grüne Gold zur Hauptrolle im Glas. Heute unterscheidet man Hopfensorten nicht nur nach Herkunft, sondern auch nach Aufgabe und Aromaprofil. Höchste Zeit, sich einen Überblick zu verschaffen.

Vom Bittermacher zum Aromenheld

Früher war beim Hopfen vor allem eines gefragt: ein hoher Alphasäure-Gehalt. Denn der stabilisiert das Bier und liefert die gewünschte Bittere. Die Alphasäure war quasi die wichtigste Währung im Hopfenhandel. Aromen? Eher ein Nebenschauplatz. Die Züchtung neuer Hopfensorten konzentrierte sich fast ausschließlich auf Ertrag, Widerstandskraft und – genau: Bittere.

Doch dann kam die Craftbier-Bewegung. Zuerst in den USA, später auch in Europa, wurden plötzlich ganz andere Fragen gestellt: Wie schmeckt dieser Hopfen eigentlich? Riecht der eher nach Zitrusfrucht oder nach Wald? Kann man Mango ins Bier holen – ohne Mango?

Hopfen bekam ein Aromaprofil. Sorten wie Cascade, Citra, Simcoe oder Amarillo wurden nicht wegen ihrer Bitterkeit gefeiert, sondern wegen ihrer intensiven Düfte: Maracuja, Beeren, Pinie, Kräuter, Litschi … Auch in Deutschland zog man nach. Die Forschungsanstalt in Hüll entwickelte neue Sorten wie Mandarina Bavaria, Hallertau Blanc oder Ariana, die ganz bewusst Charakter ins Bier bringen sollten.

Seitdem gibt’s für Hopfen nicht nur Messwerte, sondern auch echte Persönlichkeiten. Und mit digitalen Tools oder Hopfen-Datenbanken kann heute jede Brauerei gezielt nach dem richtigen Geschmack suchen – je nachdem, ob sie eher auf „spritzig-fruchtig“ oder „erdig-würzig“ steht.

Hopfen ist also längst nicht mehr nur der Bittermacher im Hintergrund. Er ist zum Aromenhelden geworden – und oft das, was einem Bier seinen ganz eigenen Wiedererkennungswert gibt.

Drei Klassen – drei Aufgaben

Aromahopfen: die feinen Klassiker
Diese Sorten zeichnen sich durch einen niedrigen bis mittleren Alphasäuregehalt (3–7 %) aus und bringen florale, würzige oder zitrusartige Noten ins Bier. Sie sind fester Bestandteil klassischer Bierstile und werden meist spät im Kochprozess oder zur Kalthopfung eingesetzt. Typische Sorten: Hallertauer Mittelfrüh, Tettnanger, Spalter Select, Perle

Bitterhopfen: die ökonomischen Leistungsträger
Mit Alphasäurewerten über 10 % liefern Bitterhopfensorten die Grundbittere im Bier – effizient und zuverlässig. Sie kommen vor allem zu Beginn der Würzekochung zum Einsatz. Typische Sorten: Magnum, Herkules, Admiral (UK), Columbus (USA)*

Flavourhops: die Stars der Craft-Szene
Flavourhopfensorten kombinieren Bittere mit intensiven Aromaprofilen – von Maracuja über Mango bis Pinie. Sie sind unverzichtbar für moderne Bierstile wie IPA oder NEIPA und werden oft zur späten Gabe oder Kalthopfung verwendet. Typische Sorten: Citra, Mosaic, Simcoe (USA), Galaxy (Australien), Nelson Sauvin (Neuseeland), Mandarina Bavaria, Hallertau Blanc, Hüll Melon (Deutschland) 

Exkurs: Wo neue Hopfensorten entstehen

Hüll in der Hallertau ist das Zentrum der deutschen Hopfenforschung. Hier entstehen neue Sorten mit klarem Aromaprofil und gleichzeitig hoher Widerstandskraft. Beispiele: Callista, Tango, Ariana.

Im Yakima Valley in Washington (USA) werden Sorten wie Citra oder Mosaic gezüchtet – oft in direkter Zusammenarbeit mit Brauereien. Hier entstehen Trends, die weltweit Schule machen.

Zwischen Klimawandel und Marktdruck

So dynamisch die Hopfenzüchtung heute ist – sie steht vor Herausforderungen. Der Klimawandel verändert die Bedingungen in den Anbaugebieten. Neue Sorten müssen hitzetoleranter, robuster und widerstandsfähiger sein – bei gleichzeitig hohen Aroma- und Ertragsansprüchen. 

Vielerorts ist zudem der Craftbier-Boom abgeflaut. Die Nachfrage nach intensiven Aromasorten stagniert. Stattdessen erleben klassische Bitterhopfen eine Renaissance – auch aus Kostengründen. In manchen Regionen werden Anbauflächen für Flavourhopfen bereits wieder gerodet, weil der Absatz fehlt.

Die Sortenvielfalt bleibt – doch ihre Zukunft hängt stark davon ab, wie wir mit Klima, Markt und Geschmack umgehen.

Und jetzt du:

👉 Welche Hopfensorten faszinieren dich besonders – oder würdest du gerne einmal im Bier entdecken?
👉 Kennst du Biere, die mit besonderen Hopfen gebraut wurden?

Schreib uns in die Kommentare!

 

Autorin: Birgit Rieber
Foto: wegro communications mit freundlicher KI-Unterstützung 

 

Comments

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mailfrank • 17 Hours ago
Als Hobbybrauer interessieren mich gerade die Aromahopfen und neue Hopfensorten.
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Sester Kölsch • 4 Days ago
Total interessant, diese Hopfenvielfalt
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beertasting_mw • 5 Days ago
In der Sorte "Wilder Wald" der Viechtacher Gesellschaftsbrauerei befinden sich eine große Anzahl aromatischer Hopfen. "Perle, Tradition, Select und der Hinweis "Barth Haas" - was ist das? Hopfen? Zur Kalthopfung wurde des Weiteren hinzugefügt: Lupomax, Saaz, Relax, Galaxy, Provoak und Polaris. Das Bier ist eine absolute Empfehlung !
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hauckke • 5 Days ago
BarthHaas (aus Deutschland) ist das weltgrösste Hopfenhandel-Unternehmen.
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hauckke • 4 Days ago
Die Brauerei gibt es übrigens seit 2024 nicht mehr.
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timboli22 • 5 Days ago
Ich muss wieder rum den tschechischen "Saazer Hopfen" erwähnen. Top Qualität!
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Beerman oli • 6 Days ago
Citra ist meine absoluter lieblings Hopfen. Welche Sorte man absolut nicht unterschätzen sollte ist polaris, eine geschmacks Explosion
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Beertaster Roland • 6 Days ago
Schade, dass die Brauer nicht generell angeben, welche Hopfen Sorte sie verwendet haben. Das wäre ein echter Verbesserungsvorschlag. Leider sieht man das noch viel zu wenig.
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Pedro R. • 5 Days ago
In der Beertasting App werden die Hopfensorten sogar angezeigt. Wenn Sie hinterlegt sind. Nur leider gibt es dazu zu selten eine Info seitens der Brauereien.
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Beertaster Roland • 6 Days ago
Hallertauer Aromahopfen ist für mich schon ein Qualitätsmerkmal. Da weiß ich schon, dass es sich um ein besseres Bier handelt. Hatte erst ein Bier mit Hallertauer Aromahopfen, das sich nicht vom Durchschnitt abgehoben hat.
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Max (BeerTasting) • 2 Days ago
Das ist bisher auch meine Erfahrung 👍🏻
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CT-Craft - Christan - Hausbrauer (IHK) und Biersommelier (DOEMENS) • 6 Days ago
Interessant finde ich die alte französische Sorte Tardiff de Bourgogne, habe aber leider noch kein sortereines Bier damit gefundenen.
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hauckke • 6 Days ago
Meine Lieblingshopfen: Chinook, Idaho7, Strata. Natürlich gibt es noch viele weitere Top-Hopfen, meine Liste würde lange werden.
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