Fernsehbiere im Sinkflug

Fernsehbiere im Sinkflug

Alarmstufe Rot im Sauerland: Warsteiner holt Roland Berger, die Unternehmensberatungs-Firma an Bord. Ob das die richtige Entscheidung ist, wird sich zeigen. Denn wurde damit ein Berater engagiert, der sich in der Bierkultur wirklich auskennt?

Dass in Deutschlands ehemals größter Brauerei die Nerven blank liegen, hat schon die Einführung der Sorte "Herb" gezeigt. Damit hatte die Brauerei einen Offenbarungseid geleistet; zugegeben, dass ihr sogenanntes "Pils" an (eigentlich sortentypischer) Herbe massiv zu wünschen übrig lässt. Diese Einführung wäre auf der Basis tiefgehender Bierkultur-Kompetenz niemals gefallen.

Wenn man den im Soester Anzeiger zitierten Worte des Warsteiner-Geschäftsführer Carsten Rockholtz lauscht, kann man sich vorstellen was geplant ist. Die Aussagen passen auch zum Engagement dieser Beraterfirma. Von "Kosteneinsparung", "Verschlankung" und "Absatz-Ankurbeln" ist die Rede. Wir befürchten somit, dass die Massen-Marke noch mehr unter rücksichtslosem Ausspielen der noch vorhandenen Marktmacht gegen die kleinen, hochwertige Biere herstellenden, Privatbrauereien vorgehen wird.

Dabei ist wohl der Stern der mit Hochgeschwindigkeit durch die Anlagen geschliffenen Industriebiere am Sinken. Seitdem Begriffe wie "Craft" oder "Slow Brewing" eine (wenn auch mengenmäßig kleine) Rolle am Markt spielen, erkennen immer mehr Konsument*innen den Unterschied zwischen sorgsam und mit höchstwertigen Rohstoffen eingebrauten Bieren und Industrie-Produkten.

Seit Jahren versucht Warsteiner an den alten Nimbus anzuknüpfen, aber das würde nach unserer Überzeugung nur mit einer ernsthaften Wende - hin zu höchstwertigen Produkten und Fairness am Markt möglich sein. Also eher dem Gegenteil vom angekündigten Spar- und Angriffs-Kurs.

Wir fürchten, dass Warsteiner mit dem auf drei Jahre ausgelegten Programm dem Bier-Image ganz allgemein schaden könnte. Die Panik ist zwar nachvollziehbar, Minus 7 % Im vor-vorigen Jahr, Minus 4 % im Vorjahr und auch heuer liegen die Zahlen schlecht: Im ersten Halbjahr betrug der Rückgang erneut 5 % zum Vorjahr. Mit Diskont und dem brutalen Ausspielen der übergebliebenen Marktmacht ist dieser Abwärtstrend nicht aufzuhalten.

Es ist nur gut, zu wissen, dass es auch Brauereien gibt, die einen deutlichen Aufwärstrend verzeichnen. Sie punkten mit höchster Produktqualität; wertvollen Rohstoffen (dem Gegenteil von "Verschlankung"); handwerklicher Braukunst; Zeit, als "fünftem Rohstoff" und Zusammenarbeit innerhalb der Branche. Vier Millionen Hektoliter (ungefähr so viel sind es immer noch bei Warsteiner) sind ja nicht gerade wenig. Mit einer derartigen Ausstoßmenge ließe sich mehr anstellen, als "Verschlanken" oder "Absatz-ankurbeln". Aber vielleicht hat ja Alessandra Cama das im Sinn? die 50 jährige ist sicher eine echte Bier-Frau. Nein? Aha, sie kommt vom GfK, davor war sie bei - Roland Berger. Ihre Geschäftsführungskollegen heißen Martin Hötzel (Vertrieb und Marketing), Peter Himmelsbach (Technik) und Dr. Carsten Rockholtz (Finanzen). Ein Ressort "Bierkultur" wird man also auch in nächster Zukunft bei Warsteiner vermissen. (Der Biersepp)

Weitere News

Alle