Ein Bericht in einer deutschen Boulevardzeitung spricht vom erhöhten Diabetes-Risiko beim Genuss von alkoholfreiem Bier. Grundlage der Schlagzeile ist eine Studie der Ruhr-Universität Bochum. Der Deutsche Brauer-Bund (DBB) reagiert prompt und weist die Darstellung entschieden zurück.
Worum geht es konkret?
In der Bochumer Studie wurden drei alkoholfreie Biere (Weizen, Pils, Bier-Mix) mit Wasser verglichen. Die Forscher analysierten verschiedene Biomarker junger Männer, darunter Glukose- und Lipidwerte. Die Ergebnisse deuteten auf Stoffwechselveränderungen hin – aber nur für einzelne Produkte, ohne dass klinisch relevante Aussagen getroffen wurden. Frauen oder ältere Menschen wurden nicht untersucht. Auch weitere Zucker- oder Kalorienquellen der Teilnehmenden blieben unberücksichtigt.
Reaktion des Brauer-Bunds
Der DBB kritisiert vor allem die mediale Ausschlachtung der Studie. Eine Schlagzeile über Diabetes-Gefahr sei auf Grundlage von drei nicht näher benannten Bieren wissenschaftlich nicht haltbar. "Statistisch lassen sich zwar Unterschiede finden, eine kausale Verbindung zum Biergenuss ist jedoch nicht belegt", heißt es in der Mitteilung.
Einordnung
Der Deutsche Brauer-Bund weisst darauf hin, dass alkoholfreies Bier mit denselben Grundzutaten gebraut wird wie alkoholhaltige Varianten: Wasser, Malz, Hopfen, Hefe. Die mehr als 800 Marken in Deutschland unterscheiden sich allerdings je nach Brauverfahren im Zucker- und Kaloriengehalt. Dass sie sich nicht mit Wasser vergleichen lassen, liegt auf der Hand. Auch ernährungsphysiologisch schneiden viele alkoholfreie Biere gut ab: isotonisch, mineralisch, kalorienärmer als Apfelsaft. Das Deutsche Institut für Sporternährung e.V. sieht sie gar als Beitrag zur Regeneration nach dem Sport.
Zwischen Fakt und Boulevard
Der Fall zeigt einmal mehr, wie schnell aus wissenschaftlichen Einzelbeobachtungen mediale Gewissheiten konstruiert werden. Ob alkoholfreies Bier tatsächlich ein Risiko für den Stoffwechsel darstellt, lässt sich aus der vorliegenden Studie nicht ableiten. Der Griff zur Flasche – mit oder ohne Alkohol – bleibt eine Frage des Maßes, ist aber sicher keine Schlagzeile wert.
Quelle: Deutscher Brauer-Bund
Foto: AdobeStock - Maxim Borbut
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