Froschhaxn und Co

Froschhaxn und Co

Die Münchener Abendzeitung zitiert in ihrer Ausgabe vom 8.Februar 2017 den Inhaber einer bedeutenden Weißbier-Brauerei: "Es gibt Regionen, da kann man Schokolade und Froschhaxn und sonst noch was reinschmeißen ins Bier". So wie wir den Betreffenden kennen ist er ein absoluter Insider - nicht nur wegen seiner zahlreichen Ämter, die er neben seiner Tätigkeit als Brauereichef inne hat. Er hat, das können wir beglaubigen, durchaus Ahnung davon, was wirklich läuft, im Bier.

Seine "Froschhaxn" Äußerung ist daher nicht allzu bierernst zu nehmen, vor allem da jegliches gegenwärtiges Lebensmittelgesetz derartige Beigaben streng verbieten würde. Speziell in den "Regionen rund um Bayern", die dezidiert angesprochen wurden.

Der österreichische Codex Alimentarius bringt eben den gewissen Vorsprung

Vielleicht ist der Gute ja nur neidisch - auf den Vorsprung, den sich Österreichs Brauer durch die Novellierung des Codex Alimentarius anno 2016 gesichert haben. "Kreativbiere" sind östlich beziehungsweise südlich der Staatsgrenzen Bayerns legal herstellbar und in den Verkehr zu bringen. Das ist auch der Grund, warum eine andere, höchlichst renommierte bayerische Brauerei ihr Milk Stout nun im oberösterreichischen Mühlviertel braut.

Frucht-Lambic ist einfach kein Radler.

Dass wichtige Köpfe der bayerischen Bierszene nicht davor zurückschrecken, hochwertige Bierstile aus dem (aus weiss-blauer Sicht betrachtet) Ausland zu verunglimpfen, hat schon eine Podiumsdiskussion anlässlich einer vergangenen "Braukunst Live" gezeigt. Dort hat ein anderer Brauereichef aus Bayern - als die Sprache auf "Frucht-Lambic" (ein belgischer Bierstil, bei dem Früchte mitvergoren werden) kam - derartige Biere mit abfälliger Handbewegung einfach in die Radler-Ecke geschleudert.

Sicher ebenfalls wider besseres Wissen. Denn auch bei jenem Protagonisten handelt es sich keineswegs um einen einfältigen Tor, sondern um einen ausgewiesenen Bier-Experten.

Panik bei bayerischen Bier-Managern?

Interessant, dass manche bayerische Bier-Manager angesichts rückläufiger Ausstoßzahlen so panisch werden. Souveränität, die auf einem guten Produkt (das durchaus Marktschwankungen unterworfen sein kann) beruht, schaut anders aus. Möglicherweise setzt der Craft Beer Boom den alteingesessenen Mainstream-Bier-Marken doch mehr zu, als viele von uns glauben wollten.

Vielleicht werden in irgendeinem exotischen Land in Afrika oder Asien Froschhaxn in einem "Bier" mit verbraut. Uns ist davon nichts bekannt. Was wir sicher wissen: solche "Zutaten" kommen in den Regionen rund um Bayern nicht ins Bier.

Neue Stile erfreuen sich steigender Beliebtheit

Dass die KonsumentInnen heute ein Coffee-Porter (mit Kaffeebohnen eingebraut) oder ein Kriek (mit Kirschen eingebraut) oder einen Honigbock (mit wertvollem Bio-Bienenhonig vergoren) schätzen, dass Kreativbiere begeisterte AnhängerInnen finden - damit sollten sich auch die Bayern auseinandersetzen. Sonst verlieren sie mehr als ein paar Prozentpunkte hinter dem Komma.

Bild: Paulwip - pixelio.de

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