
Am 6. Dezember 2025 hat Isarkindl das Aus verkündet – nach elf Jahren Aufbruch, Wachstum, Gegenwind. Die Story beginnt 2014 an der TU München, 2016 startet der Marktauftritt: Simon Klur und Rainer Pieknik bringen Lager Hell und Märzen „Schmankerl“ als Wanderbrauer heraus, gebraut im Lohn bei Eittinger Fischerbräu.
„Fiebertraum“ der Boomjahre
Die Marke wirkt wie ein Kondensat der damaligen Craftbierjahre: Bierfestivals, Medienpräsenz, man lieferte 150 hl Festbier fürs TUM-Maifest, schaffte es in den Großhandel, erweiterte das Sortiment mit Radler, Weißbier, sogar ein Bier mit Wildhopfen war dabei – viel Bewegung, viel Rückenwind.
Pandemie: Rekord – und Zäsur
2020 folgt der Bruch – und der Rekord: Während das öffentliche Leben stoppt, schießt der Handel nach oben. „Die Leute haben unser Bier gehortet wie Klopapier“, heißt es heute. Die Jahresproduktion steigt über 1.000 hl. Doch die Sonderkonjunktur trägt nicht. In den vergangenen drei Jahren verlor die Craftbierwelle spürbar an Schwung; im Regal dominieren seither Preise. Für Isarkindl wird der Handel zum Minusgeschäft: höhere Kosten für Herstellung, Transport, Lagerung, Leergut; dazu Werbekostenzuschüsse und Rückvergütungen. Vom Handel allein leben? Keine Chance.
Vom Handel zur Rampe
Die Antwort nach Corona: raus aus dem Handel, rauf auf die Rampe. Events und Firmenfeiern mit dem Biertruck, wöchentlich ein bis zwei Einsätze. Das stabilisiert, ersetzt die Stückzahlen des Handels aber nicht. Ohne Volumen fehlen die Skalen – und ohne Skalen wird der Preis absurd: für Produzenten, Handel und am Ende für die Kundschaft. Die Konsequenz: Produktion und Vertrieb werden eingestellt.
Wie’s weitergeht
Personell heißt das: Mitgründer Simon Klur steigt zum Jahresende aus. Rainer Pieknik macht weiter – mit der Freisinger Kneipe Sammamera und dem Biertruck, künftig mit anderem Bier. Ein Restbestand von Isarkindl soll abverkauft werden.
Was bleibt
Ein Lehrstück über Timing und Realitätssinn. Über die Magie kleiner, handwerklicher Start-ups – diesen Manufaktur- und Gründergeist, die Liebe zum Detail, die Bäckereien, Röstereien, Cafés und kleine Brauereien verbindet – und über die Härte großer Kostenblöcke.
Wehmut bleibt. Wer noch eine Flasche erwischt: kalt stellen, erinnern – und mit einem leisen „Prost“ verabschieden.
Fotos: Isarkindl@Facebook
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