Mohrenbräu lässt den Eisbock wieder knistern

Mohrenbräu lässt den Eisbock wieder knistern

Der Eisbock ist eines dieser Biere, die mehr Mythos als Marktlogik kennen. Ein Fass, frostige Nächte, ein übermüdeter Braulehrling – so erzählt es die fränkische Überlieferung –, der sein Bockbier draußen vergisst. Tage später stößt der Braumeister auf ein halb gefrorenes Fass, hebt die Eiskristalle ab und probiert den Rest: ein konzentriertes, dichteres, überraschend warmes Bier, das fortan als erster Eisbock gelten sollte. So erzählt es die Legende, die ihren Ursprung vor 135 Jahren hat. Und wie es mit guten Geschichten so ist: Sie bleiben, weil sie wahr klingen. Oder weil sie wahr sein könnten.

Die Mohrenbrauerei in Dornbirn hält diese Erzählung seit Jahren lebendig. Nicht als Folklore, sondern als handfeste Braupraxis – jedes Jahr, wenn sich Vorarlberg wieder in Winterluft hüllt.

Tradition aus Kälte und Konzentration

Nur wenige Brauereien wagen sich noch an die Gefrierdestillation – aus gutem Grund. Sie ist mühsam, langsam und verlangt Geduld. Genau jene Eigenschaften also, die im modernen Biermarkt eher selten Preise gewinnen. Umso bemerkenswerter, dass Mohrenbräu seit 13 Jahren genau daran festhält.

Braumeister Tim Groeger und sein Team frieren Fest- oder Doppelbock mehrmals ein. Dabei kristallisiert zuerst das Wasser – der Alkohol bleibt flüssig, sein Gefrierpunkt liegt niedriger. Man zieht vorsichtig das Eis ab, während im ungefrorenen Kern Aromen, Malzzucker und Alkohol dichter zusammen rücken: Das Wasser tritt zurück, der Geschmack kommt nach vorn. Am Ende steht der bernsteinfarbene Eisbock mit 10 Volumenprozent und etwa 20 Prozent Stammwürze – die berühmte „Essenz des Bieres“. Ein Jahr Reifung gehört dazu. Wer den aktuellen Eisbock probiert, schmeckt also eigentlich das Vorjahr. Zeit in Reinform.

Ein Fassanstich wie ein kleiner Winterbeginn

Am 17. November lud die Mohrenbrauerei wieder zum Eisbock-Fassanstich in ihre Biererlebniswelt nahe dem Zentrum von Dornbirn. Rund 80 Gäste waren da, begrüßt von Geschäftsführer Thomas Pachole und Vertreter:innen der Eigentümerfamilie Huber. Man zapfte direkt aus dem Eisfass – ein schönes Bild zwischen Ritual und Genussmoment.

Neu heuer: Die 0,33-Liter-Leichtglasflasche. Sie soll die Spezialität leichter in die Hand und vielleicht auch zu mehr Menschen bringen. Ab sofort stehen etwa 3.000 Flaschen des 2024er-Jahrgangs im Lädele der Brauerei bereit. Mehr gibt es nicht.

Zeit lassen, Zeit geben

Eisbock ist kein Bier, das man schnell austrinkt. Und auch keines, das man schnell vergisst. Zehn Jahre Haltbarkeit bringt er mit – ein Versprechen, das kaum ein anderes Bier so selbstverständlich gibt. „Sofort genießen ist genauso gut wie in ein paar Jahren, nur anders“, sagt Braumeister Groeger. Wer also zwei oder drei Flaschen kauft, hat nicht etwa Vorrat angelegt, sondern Zukunft. Und die schmeckt bekanntlich selten schlecht.

Zum Schluss: ein Schluck Winter

Vielleicht ist das Geheimnis des Eisbocks gar nicht die Kälte, sondern die Ruhe. Ein Bier, das durch Vergessen entstand – und heute daran erinnert, wie gut manches wird, wenn man es einfach lässt.

Und wenn dann draußen der Frost an die Scheiben klopft? Einfach eine Flasche öffnen, langsam riechen, langsam trinken - und bitte keinesfalls zu kühl. Ein Eisbock entfaltet seine Aromen bei ca. 12 Grad am Besten. 

 

Foto: © Mohrenbrauerei

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