
Aying und Bier – das gehört zusammen wie Kastanien und Schatten. 1878 schenkte Johann Liebhard sein erstes selbstgebrautes Bier aus. Heute führt die Familie Inselkammer die Ayinger Brauerei in siebter Generation. 1999 wurde am Ortsrand ein modernes Sudhaus gebaut – man setzte auf neueste Technik und blieb doch bewusst handwerklich geerdet. Tradition? Ja,. Aber nicht verklärt – die Ayinger nicken eher leise in Richtung Vergangenheit, bevor sie wieder konzentriert weiterbrauen.
Der Weg führt immer ins Wirtshaus
Was wäre die Ayinger Braukunst ohne das Bräustüberl? Holz, Herzlichkeit, ein Wirtshaus, das so tut, als wäre es schon immer da gewesen. Und genau das ist kein Zufall: Obwohl die neue Brauerei 1999 an den Rand des Dorfes zog , wurde der historische Ortskern nicht verlassen – im Gegenteil. Die Familie Inselkammer hat ihn bewusst bewahrt – im Wissen darum, dass Brauereien und Braugasthöfe seit jeher identitätsstiftende Orte waren: Hier traf man sich, tauschte sich aus, feierte, trauerte, lebte Gemeinschaft. So atmet das Zentrum des Dorfs bis heute Gemeinschaft.
Ein Dorf als Bühne
Das Ensemble rund um den Brauereigasthof ist beinahe filmreif – historische Höfe, blumengeschmückte Balkone, Kopfstein, Stille. Das Inselkammer’sche Hotel selbst: 4-Sterne-Superior, aber ohne Allüren. Viel Holz, viel Licht, viel Seele. Man sagt, Prominente seien hier schon diskret abgestiegen. Kein Wunder – Aying schenkt Ruhe, und Ruhe ist ein seltener Luxus.
Der Biergarten: Einer der schönsten im Großraum München – sagen die Münchner, die es wissen müssen. Man sitzt unter alten Bäumen, hört ein bisschen Dorf, riecht ein bisschen Küche, und plötzlich fällt der Druck der Stadt einfach ab. Und das Beste: Wer aus München kommt, steigt bequem an der Endstation der S-Bahn aus - und später wieder ein. Auch das ist Teil seines Charmes.
Obergärig, untergärig, unverwechselbar
Hell, Dunkel, Pils, Kellerbier, Weizen, saisonale Spezialitäten – alles auf konstant hohem Niveau. 21 European Beer Star Awards sprechen eine deutliche Sprache. Die Ayinger Urweisse gilt international als ikonisch für bernsteinfarbenes Hefeweizenbier. Kultstatus genießt auch der dunkle Doppelbock Celebrator. In den USA hat er sich schon vor Jahren in die Herzen der Craft-Beer-Nerds geschlichen – wahrscheinlich, weil er zeigt, wie großartig deutsche Brautradition schmecken kann.
Und dann der Weizenbock
Er passt zum 3. Adventswochenende. Goldgelb, fast festlich. Vollmundig und cremig, Banane und Erinnerungen an den Eisbecher „Banana-Split“. Ein harmonischer Körper, der nicht aufdringlich werden muss, um Präsenz zu zeigen. Warm, aber nicht schwer, freundlich, aber nicht banal.
Bitte nicht zu kalt genießen – erst bei 10 bis 12 Grad beginnen sich die feinen Aromen wirklich zu öffnen. Und bitte in kleinen Schlucken trinken, fokussiert auf den Genuss.
Ein stilles Prost auf die bayerische Braukunst!
Fotos: © Ayinger Brauerei