
Kaum ist die Nachricht vom Ende der traditionsreichen Scherdel-Brauerei in Hof verdaut, folgt der nächste Schlag: Die Mannheimer Privatbrauerei Eichbaum hat Insolvenz in Eigenverwaltung beantragt. Wieder verschwindet ein Stück deutscher Biergeschichte aus dem vertrauten Gefüge – oder versucht zumindest, sich neu zu sortieren.
Ein Traditionsbetrieb am Scheideweg
Eichbaum, 1679 gegründet und eine der ältesten Privatbrauereien Baden-Württembergs, steht vor ungewissen Zeiten. Das Amtsgericht Mannheim hat das Verfahren bestätigt, ein vorläufiger Sachwalter überwacht nun den Sanierungsprozess. Betroffen sind rund 300 Beschäftigte. Laut Betriebsrat kam die Nachricht überraschend – sie hätte „wie eine Bombe“ eingeschlagen, heißt es. Dennoch gebe es Hoffnung: Mehrere Wege zur Rettung des Unternehmens würden derzeit geprüft, Entlassungen seien vorerst nicht geplant.
Ein Verkauf, der zu spät kam
Erst vor wenigen Tagen hatte Eichbaum seine Traditionsmarke Karamalz samt Produktion an Veltins verkauft – ein Schritt, der frisches Kapital bringen sollte. Doch die Erlöse reichten offenbar nicht, um die finanzielle Schieflage zu beenden. Nach Einschätzung des Betriebsrats kam der Verkauf schlicht zu spät, um das Ruder noch herumzureißen.
Vom Exporterfolg zur Krise
Eichbaum galt lange als regional verwurzelt und zugleich international erfolgreich. Das Unternehmen exportierte in bis zu 65 Länder – darunter Russland, China und den Nahen Osten. Doch die Pandemie, der Einbruch des Gastronomiegeschäfts und der Krieg in der Ukraine ließen zentrale Märkte weg brechen. Auch im Ausland ging der Durst nach deutschem Bier zuletzt deutlich zurück. Für eine Brauerei, die stark auf Export setzte, ein schwerer Schlag.
Zum Nachschenken
Noch ist das letzte Bier nicht gezapft. Die Eigenverwaltung könnte Eichbaum die Chance geben, sich neu aufzustellen. Vielleicht ist das Glas also doch halbvoll.
Foto: Screenshot Eichbaum @ Facebock (30.10.25)
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