
Alkoholfrei läuft. Während der Bierausstoß in Österreich zuletzt weitgehend konstant blieb, wächst ein Segment stetig: das ohne Promille. 2024 lag der Anteil alkoholfreier Biere hierzulande bei 3,7 Prozent, Tendenz klar steigend. In Deutschland sind es bereits über acht Prozent – dort ist „AF“ in der Mitte der Gesellschaft angekommen.
Was früher als Ersatz fürs Autofahren galt, steht heute für ein neues Lebensgefühl: bewusst genießen, ohne Verzicht. Kein Wunder also, dass sich nun zwei Traditionshäuser im Nordwesten des Landes mit neuen Sorten zu Wort melden.
Zwettler: Frei, frisch, vom Fass
Die Privatbrauerei Zwettl bringt mit dem Zwettler FREI erstmals ein alkoholfreies Fassbier auf den Markt – und schließt damit eine Lücke in der Gastronomie. „Frisch gezapft, regional gebraut – ohne Alkohol, aber mit vollem Geschmack“, fasst Eigentümer Karl Schwarz zusammen. Zwettler FREI ist auch in der 0,33 Liter Flasche erhältlich.
Technisch geht Zwettl neue Wege: Entalkoholisiert wird mittels Niederdruck‑Membranverfahren – eine Premiere in Österreich. Statt thermischer Belastung wird der Alkohol schonend herausgefiltert, Aroma und Körper bleiben erhalten. Ergebnis: ein strohgelbes, feinporiges Vollbier mit < 0,5 Vol.-% Alkohol – aber mit dem Charakter eines echten Zwettlers.
Regionalität spielt mit: Hopfen und Gerste stammen aus dem Waldviertel, das Wasser aus eigenen Quellen. Ein Bier, das „aussieht wie Bier, schmeckt wie Bier – und das Gefühl gibt, dazuzugehören“, wie Schwarz sagt. Denn wer heute bewusst verzichtet, will nicht auf den Moment verzichten, gemeinsam anzustoßen.
Freistädter: Ein Schritt in die Null‑Zukunft
Auch die Braucommune in Freistadt (Oberösterreich) hat ihr Sortiment um das Freistädter Alkoholfrei hell erweitert. Braumeister Johannes Leitner verbindet mit der neuen Sorte den klassischen Biergenuss mit Leichtigkeit. Ausgewogene Malznoten, feine Hopfenbittere – ein Angebot für alle, die nicht verzichten, sondern bewusst wählen wollen. Typisch Freistädter: 29 Bittereinheiten - das ist nicht gerade wenig.
Dass sich die traditionsreiche Brauerei dem Thema widmet, ist ein Signal. Selbst dort, wo der Wirtshaustrunk zum Alltag gehört, verändert sich der Geschmack: Jüngere trinken weniger Alkohol, Ältere achten stärker auf Gesundheit. Das Bedürfnis nach Bier – im besten Sinne – bleibt. Und wer die Braucommune kennt, weiß, dass auch dort auf neueste technische Verfahren zur Entalkoholisierung gesetzt wird - die Freistädter stehen den Zwettlern an der Stelle in nichts nach.
Der neue Durst
Für Brauereien dies- und jenseits der Grenze wird das alkoholfreie Segment zum wirtschaftlichen Faktor. In Österreich legten alkoholfreie Biere 2024 um über acht Prozent zu, während der Gesamtmarkt stagnierte. Wer künftig bestehen will, tut gut daran auf Vielfalt im Sortiment zu setzen – und auf Zielgruppen, die bewusst genießen. „Fit statt Kater“: ein Motto für eine Generation, die lieber läuft als taumelt.
Gesellschaftlich ist der Effekt klar: Alkoholfreies Bier ermöglicht Teilhabe – beim Stammtisch, beim Grillfest, beim Vereinsabend. Niemand muss erklären, warum er oder sie nicht trinkt. Ein einfaches „FREI, bitte“ genügt.
Prost ohne Promille
Zwei neue Biere, ein gemeinsames Zeichen: Die Zukunft des Biermarkts ist – nüchtern betrachtet – spannend. Vielleicht wird das Glas alkoholfrei bald so selbstverständlich gehoben wie jedes andere. Und wer sagt, dass man deshalb weniger anstoßen darf?
Zum Wohl – auf die Freiheit im Glas.
Flaschenfotos: © Brauereien
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